Polnische Zeitzeugen berichten aus der NS-Zeit
Zeugen der Vergangenheit – Häftling Nummer 57044
Häftling Nummer 57044: Krystyna Ciesielczak erzählt aus ihrer Zeit im Konzentrationslager Ravensbrück
26.06.2014 - Am Donnerstag, dem 06.05.2014, besuchten, wie bereits in der Vergangenheit, erneut die Zeitzeugen der NS-Zeit aus Polen das Ernst-Mach-Gymnasium. Einzeln oder paarweise erzählten sie gebannten Schülerinnen und Schülern aus der Stufe 10 von ihrem berührenden Schicksal.
Eine von ihnen war Krystyna Ciesielczak, geborene Wroblewscy, die ihre Geschichte erzählte. 1927 in Bozy Dar als jüngste von drei Kindern geboren, zog sie 1930 nach Zamosc, da ihr Vater dort einen Laden für englische Wolle eröffnet hatte. Um den Krieg zu überstehen, kehrten sie 1939 nach Bozy Dar zurück.
Als mit den Zwangsaussiedlungen der Polen begonnen wurde, wurden ihre Eltern und ihr Opa in der Nacht auf den 17. Dezember 1942 verhaftet. Sie selbst hatte bei einer deutschen Freundin übernachtet und war so in Sicherheit. Mit Hilfe von gefälschten Dokumenten konnte sie auch in nächster Zeit den Nazis entkommen und siedelte nach Warschau zur Familie ihrer Mutter über. Dort besuchte sie eine Schule im Untergrund, was verboten war. Es gelang ihr aber, dies zu verheimlichen. Doch sie wurden verraten und alle Bewohner des Mietshauses wurden erschossen oder deportiert.
So wurde sie zu Häftling Nummer 57044, nachdem sie im August ins KZ Ravensbrück verschleppt worden war und dort die gnadenlose Selektion überstanden hatte. Dort musste sie schwere körperliche Arbeit verrichten. Von dort aus wurde sie im Viehwagen zur Firma Bosch „Dreilinden Maschinenbau GmbH“ nach Kleinmachnow getrieben. Mitte April kam sie ins KZ Sachsenhausen, von wo sie beim Todesmarsch das Kriegsende erlebte. Während einer Pause verschwanden plötzlich die Aufseher.
Die amerikanischen Befreier wurden frenetisch gefeiert und begrüßt.
Nach dem Krieg kehrte sie nach Polen zurück, machte ihren Abschluss und studierte Medizin.
Ein besonderer Dank geht neben den Zeitzeugen auch an ihre Dolmetscher, sowie Frau Multhaupt vom Maximilian-Kolbe Werk, die den Besuch mit Frau Präder und Frau Korf organisierte. Wir hoffen, dass auch die nächsten Jahre die Zeitzeugenbesuche stattfinden können.
Niklas Kaschel, Q2