Petra Kübler schließt nach zwölf Jahren ihren Schulkiosk
Abschied vom Aushängeschild
Ein Bild, das der Vergangenheit angehört: Petra Kübler versorgt an ihrem Kiosk die Schülerschaft mit Lebensmitteln
21.10.11 - Petra Kübler fällt es sichtlich schwer über das Schicksal ihres Kiosks zu sprechen. Zwölf Jahre lang hat sie aus ihrem Container heraus Schülerinnen und Schüler, aber auch das Lehrerkollegium und sonstige EMG-Personal mit belegten Brötchen, Süßigkeiten, frischem Kaffee und zahllosen weiteren Produkten versorgt. Diese Zeit geht jetzt zu Ende. Der letzte Schultag vor den Herbstferien ist auch der letzte Tag für Petra Kübler und ihren Schulkiosk.
„Es tut weh, meinen kleinen Laden nach so langer Zeit aufzugeben. Der Kiosk ist meine Existenz, und ich habe die Arbeit inmitten der Schüler sehr gerne gemacht“, erzählt sie. „So wie sich die Dinge entwickelt haben, sehe ich aber keine Chance mehr, hier meinen Lebensunterhalt verdienen zu können.“
In der Tat haben sich am EMG gleich mehrere organisatorische Umstände zu Ungunsten von Küblers Kiosk entwickelt. Zunächst verordnete die Landesregierung die Verlängerung der Mittagspause. Damit waren für die Oberstufenschüler die zeitlichen Voraussetzungen geschaffen, ihr Mittagessen im Hürth-Park einzunehmen. Mit der Entscheidung der Elternschaft, auch den Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I das Verlassen des Schulgeländes zu erlauben, wanderten weitere Hundertschaften zur Nahrungsaufnahme in Richtung Konsumtempel ab.
„Ich kann verstehen, dass die Kinder und Jugendlichen nach sechs Stunden Unterricht froh sind, die Schule in der Pause hinter sich zu lassen. Aber mir ist damit ein Teil meiner Geschäftsgrundlage weggefallen“, kommentiert Kübler die Entscheidung.
Zu Beginn des neuen Schuljahres musste die Kioskbetreiberin dann die Abschaffung der klassischen Fünf-Minuten-Pause hinnehmen, die der Einführung des Doppelstundenmodells zum Opfer fiel. In den nunmehr flexibel gesetzten kleinen Pausen, sind die Schülerinnen und Schüler gehalten, den Klassenraum nicht mehr zu verlassen, um Lärmbelästigungen bei benachbarten Lerngruppen zu vermeiden. Der schnelle Kioskkonsum fällt damit weg.
Petra Kübler fühlt sich von der Entwicklung überrollt. Abgesehen von den organisatorischen Veränderungen sollte die Kleinunternehmerin nach Möglichkeit gesunde Produkte verkaufen. Die Pizza, die am Kiosk deshalb aus dem Angebot genommen wurde, kaufen die Schüler aber jetzt im Hürth-Park. In Einzelfällen sah sich Kübler in diesem Zusammenhang sogar hämischen Bemerkungen von Schülerseite ausgesetzt.
Glücklich über das Ende von Küblers Kiosk ist am EMG aber niemand. „Wir wissen, was wir an Frau Kübler hatten. Und wir haben bis zum Schluss versucht, sie zum Weitermachen zu bewegen“, sagt Schulleiterin Gabriele Hüntemann. Ähnlich reagiert auch das Kollegium: „Es war schön, am Kiosk immer einen freundlichen Menschen vorzufinden. Ich habe sehr gern bei Frau Kübler eingekauft“, beschreibt Daniel Knippertz die Atmosphäre am blauen Container.
Insbesondere aber die Schülerinnen und Schüler empfinden den Weggang Petra Küblers als herben Verlust: „Der Kiosk war ein Aushängeschild des EMG. Das Angebot war gut, reichhaltig und günstig. Auch Schulutensilien konnte man immer gut nachkaufen“, sagt Tim aus der Stufe 11.
Eine gute Nachricht gibt es dann doch noch: Petra Kübler hat ihr Schicksal in die Hand genommen und wird in der Vulkaneifel, im rheinland-pfälzischen Gillenfeld, ein Kiosk übernehmen. Dort würde sie gerne einmal EMG-Schüler auf Klassenfahrt bewirten, wie sie ausrichten lässt. "Ich hoffe ganz persönlich, dass Frau Kübler in der Eifel ihr Glück findet", wünscht sich Gabriele Hüntemann. Diesem Wunsch dürften sich am Ernst-Mach-Gymnasium wohl viele Schüler und Lehrer anschließen.
Gregor Evers