Lena Roth erlebt faszinierende Tage in der Juniorakademie

„Braincamp“? Nichts für mich! Oder doch?

Es war in Königswinter ...: Lena und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter erleben spannende Tage in der Juniorakademie

Es war in Königswinter ...: Lena und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter erleben spannende Tage in der Juniorakademie

19.10.11 - Was machen sieben Leute im leichten Regen mit Kuchen und anderen Leckereien mitten in Bonn auf einer Wiese? Richtig sie feiern sich selbst, denn sie sehen sich endlich wieder. Ein kleines, persönliches Nachtreffen. Wovon? Das wird in den nächsten Zeilen erzählt:

Vor knapp einem Jahr wusste ich noch nicht, was für eine tolle Zeit mir bevorstand. Da bekam ich zwischendurch einfach in der Pause Unterlagen in die Hand gedrückt mit der Bemerkung, ich solle doch binnen drei Tagen meine Entscheidung bekannt geben. Da stand ich nun und fing an den Brief zu lesen: Juniorakademie NRW 2010- Förderung von Hochbegabten für zehn Tage während der Sommerferien. In dem Moment war mir klar, dass dieses Schreiben nicht für mich bestimmt war.

Nun es war doch für mich, aber ich bin noch heute der Überzeugung, dass das alles nichts mit Hochbegabung, sondern einfach nur mit Glück zu tun hatte. Ich ging also nach Hause mit der tollen Nachricht, dass ich mich für die Juniorakademie bewerben durfte. Doch war das überhaupt so toll? Schule in den Ferien mit irgendwelchen Strebern? Ich entschied mich, es doch zu tun; für später, als Hilfe eine gute Arbeit zu finden.

Aber erst musste ich mich für einen Kurs entscheiden. Das war gar nicht so einfach, denn es standen viele Möglichkeiten zur Auswahl: In drei Städten gab es mehrere Kurse wie z.B. in Ostbevern „Bionics“, „Nanotechnologie“ in Jülich und in Königswinter „Forensik“. Letztlich fiel meine Wahl auf den Kurs in „Philosophie“ in Königswinter. Nun musste ich mich nur noch bewerben.

Ungefähr einen Monat später bekam ich dann die Antwort: Ich hatte meinen Platz in der Juniorakademie. Als es dann endlich losging, war ich während der ganzen Autofahrt extrem nervös. Ich hatte zwar mit ein paar Leuten, die auch nach Königswinter fuhren, in einem Forum gechattet und mit vier Mädchen schon ein Zimmer klar gemacht, aber das Kribbeln ließ sich einfach nicht abstellen.

Dort angekommen sah ich mich erst mal um: Ein großes Internatsgebäude mit Mensa und Schulgebäuden nah am Rhein. Danach wurde ich von den Offiziellen begrüßt und musste ich mich anmelden. Als ich das getan hatte, folgte ich meiner Zimmerzuordnung. Ich sollte mit einer gewissen Maike auf ein Zimmer, so wie vereinbart. Als ich das Zimmer betrat wurde ich herzlich empfangen (Maike und ich sind jetzt noch gute Freunde).

Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, ging es zur Begrüßungsveranstaltung. Es wurde erst so richtig interessant, als es um den Tagesplan ging. Die Aussage „Ihre Kinder werden in den zehn Tagen keine Freizeit haben“ hielt ich für einen schlechten Scherz. Doch es kam anders:
- 7:00 bis 7:30 Frühsport (freiwillig)
- 7:30 Frühstück
- 8:30 Plenum
- 9:00 bis 12:30 Kurs
- 12:30 Mittagessen
- 14:00 bis 16:00 Chor oder Sport (nur die ersten fünf Tage; danach frei)
- 16:30 bis 18:00 Kurs
- 18:30 Abendessen
- 19:30 bis 21:00 erste KÜA
- 21:00 bis 22:30 zweite KÜA
- 23:00 Uhr Bettruhe
So sah der Plan aus und ich dachte genau dass, was sich jeder von uns Teilnehmern dachte: „Freunde, das war‘s. Ich fahr wieder nach Hause.“ Doch es stellte sich heraus, dass es mit die tollste Zeit wurde, die ich bis jetzt erlebt habe.

KÜA hieß nichts anderes als Kursübergreifendes Angebot. Jeder Teilnehmer konnte etwas vorschlagen. Das reichte von einem Sprachkurs bis hin zu Pokerabenden. Nur die KÜA „ Zwei und ein halber Mann“ wurde verboten, sonst war alles erlaubt. Ich glaube, wir waren uns am Ende einig: Die zwei besten KÜAs waren einmal „Standardtanz“ und „Improvisationstheater“. An sich nicht wirklich spannend, doch für 60 Fremde, die sich gerade erst kennen lernten, war es ein Heidenspaß.

Doch noch einmal zurück zum Anfang. Donnerstag war Anreise- und Kennenlerntag. Wir machten nicht nur Spiele, sondern beschnüffelten uns auf eigene Faust. Das alles waren gar nicht solche „Nerds“, wie ich gedacht hatte. Die waren alle ganz normal, so wie ich. Klar, sie waren jetzt nicht allzu schlecht in der Schule, doch sie verhielten sich nicht so (Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel).

Es schien also eine viel versprechende Woche zu werden. Der erste „richtige“ Tag war anstrengend. Mir rauchte schon nach einer halben Stunde der Kopf, da ich mich vorher so gut wie gar nicht mit Philosophie (außer das Referat, welches wir für den Kurs zu einem bestimmten Thema machen mussten) auskannte.

Die KÜAs waren etwas gewöhnungsbedürftig , da wir uns alle noch nicht kannten. Doch schon am zweiten Tag änderte sich alles. Man kam in die Materie des Kurses, fing an so zu denken und zu handeln. Es machte Spaß. Auch das abendliche Programm fing an Freude zu machen. Wir alle kannten uns nun ein wenig. Selbst wenn nicht, jeder war neugierig neues herauszufinden und neue Freundschaften zu schließen.

So passierte es, dass wir alle immer mehr zu einer riesengroßen Gemeinschaft zusammen wuchsen. Die einzelnen Kurse störten niemanden, im Gegenteil, wir freuten uns darauf. So machte der Bionik-Kurs viele spannende Experimente, wir, der Philosophiekurs machte eine Umfrage mitten in Bonn und der Forensik-Kurs fuhr nach Köln zum Prof. Dr. Benecke.

Doch vorerst durften sich alle Kurse einen Vortrag von dem bekannten Professor anhören. Sehr interessant, doch nichts für zarte Gemüter. Denn wir bekamen erklärt an welchen „Tierchen“ man den Todeszeitpunkt berechnen konnte. Wir unternahmen auch Ausflüge mit allen drei Kursen zusammen. Zum Beispiel machten wir eine Woche später eine Wanderung hoch auf den Drachenfels oder ein Lagerfeuer bis spät nach Mitternacht. Dazu feierten wir in zwei Geburtstage hinein.

Und irgendwann rückte der letzte Tag immer näher. An diesem Sonntag sollte eine Schlussveranstaltung stattfinden, bei der wir Besuch von Offiziellen der Stadt und Presse und unseren Eltern erwarteten. Bei dieser Veranstaltung sollte jeder Kurs seine Arbeit vorstellen. Wir, die Philosophen, teilten die Tage in einzelne Themen ein. Demnach übernahm jede Gruppe ein Thema und musste es als Theaterstück vorstellen.

Meine Gruppe hatte das Höhlengleichnis von Platon. Wie sollte man das nur um setzten? Doch wir fanden auch eine Möglichkeit: Wir übertrugen es einfach in die heutige Zeit. Auch die anderen Gruppen setzten ihr Thema galant um, sodass wir am Ende einfach schönes Theaterstück hatten (wer gerne mehr erfahren möchte, kann mich fragen).

Auch die anderen Kurse hatten tollen Ideen: Der Forensik-Kurs spielte einen Mord nach und erklärte anhand der Leiche, all das was sie gelernt hatten. Eine Quizshow machten die Bioniker. Es war alles sehr interessant und lustig. Wir festlich gekleideten Jugendlichen bekamen dann am Ende unsere Zertifikate. Danach halfen wir noch aufzuräumen und dann war der Zeitpunkt da. Wir mussten uns alle verabschieden.

Ich weiß nicht wie viele Tränen geflossen sind, aber es reichte mit Sicherheit ein ganzen Brunnen zu füllen. Wir alle hatten das Gefühl, auseinander gerissen zu werden. Jeder wollte länger da bleiben, weiter lernen, weiter Spaß haben, weiter mit seinen neuen Bekanntschaften zusammen sein. Es hatten sich nämlich nicht nur Freundschaften entwickelt, viele gingen auch mehr oder wenig glücklich vergeben nach Hause. Doch auch NRW kann groß sein. Dennoch, wir alle stiegen mit einem klaren Ziel vor Augen ins Auto: Wir würden uns wieder sehen.

Ich habe jetzt noch mit sehr vielen Leuten Kontakt. Ich bekomme regelmäßig von jemanden, den ich dort kennengelernt habe, Besuch und fahre zu manch einem nach Hause. In den Ferien ist bis jetzt immer jemand zu mir gekommen und auch für die nächsten ist etwas geplant. Ein Nachtreffen in Velbert hat auch schon stattgefunden, und über Pfingsten war ich auf der Pfingstakademie. Im November bin ich für ein nächstes Treffen in Velbert angemeldet. Es hat also geklappt: Ich hab vielleicht nicht alle wieder gesehen, doch den Kontakt zu denjenigen, die mir ans Herz gewachsen sind, habe ich bis jetzt noch nicht verloren!

Lena Roth
Stufe 11