Ruhestand für den EMG-Dino
Papa Schuhen geht nach 40 Jahren
Beliebt trotz fragwürdiger Leidenschaft: Wilfried Schuhen vor der berühmten Legotafel im Büro der Stundenplaner
03.07.2014 - Die Versuchung ist groß, anlässlich des Abschieds eines beliebten Kollegen in die gängigen Lobhudeleien zu verfallen. Von „verdienstvoller Laufbahn“ oder „wohlverdientem Ruhestand“ ist dann gerne die Rede. An dieser Stelle also erst einmal die dunkle Seite: Wilfried Schuhen ist bekennender Anhänger von Fortuna Düsseldorf. Doch selbst die Fundamentalisten unter den FC-Fans sehen in Schuhens Fall großzügig darüber hinweg. Es gelang Schuhen sogar, den Lehrerausflug des vergangenen Jahres in seine Heimatstadt Düsseldorf zu lenken. Augenzeugen berichten, es habe dort sogar Lehrerkollegen gegeben, die aus Solidarität zu Schuhen Altbier konsumiert hätten.
Nicht minder legendär ist der Spaß, den Schuhen mit dem Abiturjahrgang 2006 auf dessen Kursfahrt nach Argeles trieb. Damals hatte er die Schülerinnen und Schüler während eines Busausflugs in die Pyrenäen aufgefordert, ihre Ausweise für die bevor stehende Überquerung der Baumgrenze bereits zu halten. Schuhen gelang es tatsächlich, die Gruppe zu einem Foto zu bewegen, auf dem jeder einzelne seinen Pass in die Höhe hält. Er habe sich mit dem Grenzpersonal telefonisch auf die Übermittlung dieses Fotos an Stelle der aufwändigen Passkontrolle geeinigt, hatte Schuhen den Schülern erzählt. Übelgenommen hat den Scherz Niemand.
Schuhen, der seit 1974 in der Bonnstraße tätig ist, lacht gerne – über Schüler, über Kollegen, aber auch über sich selbst. „Es war immer lustig in seinem Unterricht. Herr Schuhen hatte zu Allem einen Spruch parat“, bestätigt Kim aus dem aktuellen Abiturjahrgang. Beliebt ist der Mathematiklehrer in Schülerkreisen aber nicht nur wegen seines Humors. „Ich hatte immer das Gefühl, dass er auf unserer Seite steht. Wenn wir ein Problem in Mathe hatten, war es immer auch sein Problem“, berichtet Johanna aus dem Unterricht. „Bei Allen beliebt! Für die Schüler war er hier der Papa“, ist auch das erste, was Schulleiterin Gabriele Hüntemann zu Wilfried Schuhen einfällt.
Es ist also kein Zufall, dass ein Schülern wie Eltern zugewandter Lehrer wie Wilfried Schuhen seit 34 Jahren am Ernst-Mach-Gymnasium ohne Unterbrechung die Funktion des Klassenlehrers innehatte. Zudem hat er in einem Zeitraum von 18 Jahren sechs Jahrgänge als Beratungslehrer zum Abitur geführt. Im Jahr 2006 wurde er dann in der Stunden- und Vertretungsplanung gebraucht, für die er die Beratungslehrertätigkeit schweren Herzens opferte. Seitdem löste er meist im Team mit seinem Kollegen Peter Holland die komplexen Probleme des Personaleinsatzes - gerne auch mit Hilfe der berühmten Legotafel.
In Wilfried Schuhen geht kein Mathelehrer, der sich in der Welt der graphikfähigen Taschenrechner und Computer Algebra Systeme glänzend auskennt. Nach 40 Jahren am EMG geht vielmehr ein Kollege, der sich mit den Schülern auf deren Weg zum Abitur solidarisiert hat. Das war stets spürbar. Und es bedarf nicht unbedingt der viel beachteten Studie des neuseeländischen Pädagogen John Hattie, sondern nur eines gesunden Menschenverstandes, um den Erfolg von Unterricht mit einem guten Lehrer-Schüler-Verhältnis in Zusammenhang zu bringen.
Gregor Evers