Wertvoller Einblick für eine halbe Vofi
Michael Wollseifer aus der Jahrgangstufe 13 auf dem Weg, aus DNA-Proben familiäre Zusammenhänge zu identifizieren
Neun Uhr einundvierzig, ein Dienstagmorgen mitten in den Ferien. Normalerweise würde ich jetzt noch im Bett liegen und schlafen, doch heute ist es anders. Ich befinde mich in einem Hörsaal des Genetikgebäudes der Universität zu Köln und merke, dass sich vorne etwas tut. Vier Minuten vor dem Verstreichen der akademischen Viertelstunde beginnt sie: Die Ferienakademie zur Alternsforschung.
Sie wird nun zum zweiten Mal von dem Forschungsinstitut CECAD Cologne, eine Exzellenzinitiative der Uni Köln, durchgeführt und soll Schülern der Oberstufe die Möglichkeit geben, drei Tage lang einen Einblick in die Thematik der Alternsforschung und die Arbeit in einem Labor zu erhalten.
Doch wie hat man sich das vorzustellen? Wie eingangs erwähnt, begann alles in einem Hörsaal. Die insgesamt ca. 25 Teilnehmer von drei verschiedenen Projekten trafen dort zusammen. Zunächst gab es eine kurze allgemeine Einführung in die Alternsforschung. Es folgten drei Präsentationen, die die Projekte näher beschrieben und mir und meinen Mitstreitern einen Ausblick auf die kommenden Tage gaben.
Das Projekt, das ich mir zuvor ausgesucht hatte, war als zweites an der Reihe. Ein Professor des Instituts übernahm diese Präsentation persönlich. Er erklärte, wie man Gene ausfindig machen kann, die für bestimmte Krankheiten verantwortlich sind. Dafür stellte er einige Verfahren vor. Zwischenzeitlich weckte der Professor bei mir sogar Erinnerungen an einen ehemaligen französischen Austauschschüler: so glich er ihm in dem Punkt, dass er auf mich sehr nett und wohlwollend wirkte, jedoch eine Sprache sprach, derer ich nur teilweise mächtig war. Den fragenden Gesichtern und Blicken der anderen Zuhörer (einschließlich einer promovierten Biologielehrerin, welche ihre Schüler zur Präsentation begleitete) zufolge, ging es jedoch nicht nur mir so, was mich an dieser Stelle beruhigte.
Nach den Vorträgen teilten sich die Teilnehmer gemäß ihrer Projektzugehörigkeit in Gruppen auf. Schon bei der nun folgenden Sicherheitsbelehrung wurde der familiäre Umgangston seitens unserer Betreuer deutlich, welche uns direkt zu Beginn das „Du“ anboten. Weiter ging es mit einer kurzen Einführung in die Grundlagen der Experimente durch unsere Betreuer und einer „Kennenlernrunde“ in der sich jeder Teilnehmer kurz vorstellte. Letztlich wurden wir noch in Zweiergruppen eingeteilt, um einen hohen Lerneffekt bei jedem einzelnen von uns sicherzustellen.
Dann nach einigen Pipettierübungen, konnte es losgehen: Das Projekt bestand darin, eine DNA-Probe unter vielen zwei weiteren zuzuordnen. Dies hört sich simpel an, reichte jedoch aus, um die drei Tage von morgens bis zum späten Nachmittag zu füllen. Konkret sah das so aus, dass wir alle eine Speichelprobe abgeben sollten. Die Proben wurden daraufhin anonymisiert. Hinzu kam eine weitere Probe, vom Sohn unserer Betreuerin. Auch die Betreuerin selbst und ihr Mann gaben Proben ab. Unsere Aufgabe war es nun aus dem Pool von Proben die DNA des Sohnes mit denen der Eltern in Verbindung zu setzen.
Nach einer langen Reihe von einzelnen Verfahrensschritten, wie dem Einsatz von genetischen Markern, Zentrifugen und der PCR (Polymerase Chain Reaction) konnte diese Frage dann letztlich auch erfolgreich geklärt werden. Gelegentlich entstanden auch Pausen, in denen wir zum Beispiel darauf warteten, dass maschinelle Schritte wie das Abkühlen unserer Proben abgeschlossen waren. Diese nutzten wir dann unter anderem dazu, in die nicht weit entfernte Unimensa zu gehen und uns dort untereinander und mit den Betreuern zu unterhalten und näher kennenzulernen.
Bei den einzelnen Arbeitsschritten war jeder Zweiergruppe stets ein Betreuer zugeteilt, was die Klärung von Rückfragen sehr erleichterte. Die Ergebnisse sollten wir am Ende in einer Präsentation zusammenfassen und vor einigen Professoren, Mitarbeitern des Instituts und zum Teil auch Familienangehörigen und Lehrern der Gruppenteilnehmer vortragen.
Damit wäre die Ferienakademie eigentlich beendet gewesen. Allerdings stand am frühen Abend noch eine Preisverleihung an, auf welcher die Ferienakademie ausgezeichnet wurde. Wir wurden daher eingeladen, an dieser Feier teilzunehmen. Spontan wurde uns sogar angeboten, unsere Ergebnisse auch in diesem größeren Rahmen vorzustellen.
Nach kurzem Zögern nahmen meine Laborpartnerin und ich dieses Angebot an und konnten somit noch eine unverhoffte Erfahrung machen: Die Präsentation von wissenschaftlichen Ergebnissen vor größerem Publikum. Nach dieser Preisverleihung, war die Ferienakademie zur Alternsforschung nun endgültig vorbei.
Abschließend bleibt noch zu klären, ob es sich gelohnt hat. Obwohl ich drei meiner wertvollen Ferientage und eine (halbe) Vofi meiner Stufe dafür opfern musste, kann ich diese Frage mit „Ja“ beantworten. Es wurde mir nämlich ermöglicht, in dieser kurzen Zeit, welche ich mit vielen netten Menschen verbringen durfte, eine gute Vorstellung über die Arbeit und den Alltag in einem Forschungsinstitut zu gewinnen. Ebenso konnte ich einen genaueren Einblick in die Thematik von Alternsforschung erlangen.
Michael Wollseifer (Stufe 13)
