Mit viel Spaß zu den emotionalen Momenten

Grund zur Freude: Bei den Deutschen Meisterschaften 2008 in Berlin erreicht Sabrina Marzahn das 400-m-Freistil-Finale

Grund zur Freude: Bei den Deutschen Meisterschaften 2008 in Berlin erreicht Sabrina Marzahn das 400-m-Freistil-Finale

09.06.08 -Sabrina Marzahn möchte sich nicht so recht festlegen. Im April ist sie bei den Deutschen Meisterschaften über 400 m Freistil bis in den Endlauf vorgeschwommen, wo sie gegen die Weltrekordlerin Annika Lurz – die spätere Siegerin antrat. Das Rennen in Berlin war das sportlich hochwertigste, an dem die 17-Jährige in ihrer Laufbahn teilgenommen hat. Als uneingeschränkt größten Moment ihres Schwimmerlebens will die EMG-Schülerin das Rennen aber nicht bezeichnen.

„Die Endlaufteilnahme war riesig, zumal ich nicht damit gerechnet habe, aber es gab andere Rennen, die mir mindestens genau so viel bedeuten“, sagt Sabrina. Eines dieser Rennen ist der 800-m-Freistil-Endlauf der NRW-Meisterschaften in Dortmund im Mai 2008. „Ich habe den Titel geholt und bin zum ersten Mal unter neun Minuten geblieben. Das ist so eine Art Schallmauer“, erzählt sie.

Die eigenen Leistungsgrenzen zu erforschen ist ein Aspekt, der Sabrina Marzahn antreibt. Nicht dass sie Titel und Siege geringschätzt, bei der Definition eines erfolgreichen Rennens stellt sie die eigene Leistung aber stets über die Platzierung.

Das macht Vieles leichter: Ihr Verhältnis zu den Gegnerinnen ist gut, die Einstellung zum Training überragend. Zwei Mal in der Woche klingelt der Wecker um zehn nach vier, gut eine Stunde später ist sie bereits im Schwimmbecken des traditionsreichen Kölner Schwimmclubs SV Rhenania unterwegs, für den sie seit dem Frühjahr 2003 an den Start geht.

Die beiden Früheinheiten sind Bestandteil eines wöchentlich insgesamt deutlich über 20 Stunden umfassenden Trainingsplans, der sich dank Mutter Marzahns Bring- und Abholservice noch so gerade mit dem Stundenplan am EMG vereinbaren lässt.

Dort haben die betroffenen Lehrkräfte wenig Probleme mit Sabrinas sportlicher Umtriebigkeit. „Sie hat versäumte Unterrichtsinhalte immer akribisch aufgearbeitet und fast immer sehr ordentliche Leistungen gebracht. Somit war es für uns nie eine Frage, für sie eine Unterrichtsbefreiung auszusprechen“, erklärt Sabine Günther, die bis zum Ende der Klasse 10 Sabrinas Klassenlehrerin war.

Die Elftklässlern ist sich der Wichtigkeit ihrer Schullaufbahn bewusst, auch weil sie weiß, dass der Schwimmsport keine unbegrenzten Möglichkeiten für sie bereithält. „In meinem Alter sind größere Leistungsschübe nicht mehr zu erwarten“, sagt Sabrina, was bedeutet, dass trotz ihres Vordringens in die nationale Spitze Hoffnungen auf Olympia-, WM oder EM-Teilnahmen eher unrealistisch sind.

Probleme hat die Schülerin damit nicht. Abgesehen vom persönlichen Ehrgeiz macht ihr das Schwimmen einfach viel zu viel Spaß, als dass sie die eigenen Grenzen als Perspektivlosigkeit interpretieren würde. Beflügelt wird Sabrina durch die Erkenntnis, dass sich ihre Bewegungsfreude durchaus in Sekunden ausdrücken kann: „Wenn ich auf dem Startblock stehe und mich auf eine Rennen richtig freue, weiß ich, dass auch eine gute Zeit herauskommt“, beschreibt sie diese Erfahrung.

Aus diesen Konstellationen entwickelt sich unter Umständen dann aber mehr als nur das Gefühl des „Schwebens auf dem Wasser“, wie Sabrina den Bewegungszustand beschreibt: „Im Schwimmen habe ich meine emotionalsten Momente erlebt. Ich erinnere mich an Freudentränen bei großen Erfolgen, aber auch an Frusttränen bei großen Enttäuschungen“, erzählt sie.

Damit ist Viel über Sabrina und ihr Verhältnis zu ihrem Sport gesagt. Sie selbst liefert auf ihrer Homepage (http://samy242.oyla17.de) die passende Zusammenfassung: „Schwimmen bedeutet mir wirklich unheimlich viel! Um nicht gleich zu sagen, dass Schwimmen mein Leben ist!“

Gregor Evers