Vor der Landtagswahl: Engagierte Podiumsdiskussion am EMG

Grünen Politiker Rüdiger Warnecke (m) und SPD-Frau Brigitte Dmoch–Schweren diskutieren mit Elftklässlerin Vanessa (l.).
30.04.10 - Am 9. Mai ist es soweit, die NRW-Bürger schreiten zur Wahlurne. Doch vorher stellen sich die Kandidaten des Rhein-Erft-Kreises II den kritischen Fragen von etwa 150 Schüler der elften und zwölften Jahrgangsstufe.
Es wird langsam zur Tradition - das EMG lädt Politiker zur Podiumsdiskussion. So wieder geschehen am Donnerstag, 29.04.2010 – in der Endphase des Wahlkampfes versammelten sich neben der CDU-Landtagsabgeordneten Rita Klöpper, die SPD-Kandidatin Brigitte Dmoch-Schweren, Jan Schiller von der FDP sowie Grünen-Kandidat Rüdiger Warnecke an einen Tisch.
Die Veranstaltungsmoderation übernahm EMG-Referendarin Lara Sabel, die auf eine gleichberechtigte Verteilung der Schülerfragen an die Politiker achtete. Zu Beginn der Diskussionsrunde erläuterten die Kandidaten in einem kurzen Statement, wofür sie sich im Falle einer Wahl einsetzen. Es folgte eine circa sechzigminütige Fragerunde, in der die Oberstufenschüler spontane sowie zuvor im Unterricht erarbeitete Fragen stellten.
Die Vorraussetzungen dafür wurden für die Schüler der elften Klassen zum einen im Sozialwissenschaftsunterricht von Herrn Böckmann sowie im Geschichtsunterricht der Studienreferendarin Ulrike Höhn geschaffen. Dort erarbeiteten sich die Schüler die Inhalte der Parteiprogramme und entwickelten selbständig viele interessante und kritische Fragen, mit welchen sie die Politiker konfrontierten.
Im Mittelpunkte der Diskussion standen zum einen Aspekte der Bildungspolitik, im Besonderen das Thema Gemeinschaftsschule, welches heftige Diskussionen bei Schülern und Politikern hervorrief. Weiterhin wurden mögliche Probleme bei der Entlassung des doppelten Abiturjahrganges 2013 an die Universitäten von Schülerseite angesprochen.
Zum anderen drehten sich die Schülerfragen rund um mögliche und realistische Gestaltungsmöglichkeiten der versprochenen Parteivorhaben unter Berücksichtigung des finanziellen Engpasses durch die Finanzkrise. Am Ende bedankten sich die Kandidaten für die gelungene Diskussion und verabschiedeten sich mit dem Appell, das Wahlrecht in Anspruch zu nehmen sowie auch zukünftig Interesse am politischen Geschehen zu zeigen.
Nach der Podiumsdiskussion äußerten sich alle Kandidaten erfreut über die detaillierten und gut vorbereiteten Fragen von Seiten der Schüler. Die Diskussion im EMG war für die Vertreter der Politik die vierte von fünf Veranstaltungen dieser Art .
So stellte der FDP-Kandidat Jan Schiller im Anschluss fest: „Ich habe eine sehr engagierte und interessierte und vor allem gut vorbereitete Schülerschaft erlebt. Es gab einige Schüler, die mehrmals bei uns nachgehakt haben. Das ist bei Podiumsdiskussionen dieser Art nicht immer so.“
Grünen-Kandidat Warnecke stimmte zu, fügte jedoch auch selbstkritisch hinzu: „Wir Politiker müssen uns aber eingestehen, dass es uns nicht gelungen ist, die Unterschiede in unseren bildungspolitischen Konzepten vollständig klar zu machen.“
Positiv beurteilten die Schüler, dass die Veranstaltung erfreulich abwechslungsreich war und die Wahlentscheidung erleichterte. „Das war alles andere als langweilig. Die gegenseitige Kritik der Politiker hat die Diskussion sehr lebendig gemacht“; sagte Vanessa aus der Klasse 11.
Auch Mitschüler Christian äußerte sich erfreulich über den Verlauf der Veranstaltung: „Für mich war das eine hochwertige Diskussion. Positiv aufgefallen ist mir, dass alle fair und respektvoll miteinander umgegangen sind. Das erlebt man in Fernsehdiskussionen oft anders. Ich habe die Reaktionen meiner Mitschüler beobachtet und kann mir gut vorstellen, dass der Eine oder Andere, der nicht wählen wollte, nun doch zur Wahl geht.“
Eher kritisch betrachteten die Schüler, dass die Antworten von den Politikern zu lang ausfielen, bevor diese auf die Schülerfrage im Speziellen eingingen. Auch das im Mittelpunkt stehende Thema Gemeinschaftsschule wurde nicht nur positiv beurteilt: „Ich hätte gerne mehr über das Thema Studiengebühren gesprochen. Wir haben meiner Meinung nach viel zu lang über die Gemeinschaftsschule diskutiert. Das ist ein Thema, dass mich nicht mehr betrifft“, kommentierte Steffi aus der Klasse 12.
Über den Wert der Veranstaltung waren sich am Ende aber Politiker und Schüler einig: „Das war eine richtig gute Diskussion. Es gab jede Menge Interaktion zwischen uns Schülern und den Politikern", sagte Gina aus der Klasse 12. Ähnlich positiv urteilt auch Grünen-Politiker Rüdiger Warnecke: „Veranstaltungen dieser Art sind angesichts der zunehmenden Politikverdrossenheit bei jungen Menschen enorm wichtig.“
Ulrike Höhn