EMG-Panini-Club "klar über dem Erwartungswert"

Markus Schröder verfeinert unter den Blicken von Namensvetter Michael und Gregor Evers seine Einklebetechnik

Markus Schröder verfeinert unter den Blicken von Namens- vetter Michael und Gregor Evers seine Einklebetechnik

01.06.10 - Markus Schröder ist nervös. „Das ist mein erstes Panini-Bild seit 20 Jahren“, gesteht der Mathe- und Informatiklehrer. Folgerichtig produziert er beim Einkleben des US-amerikanischen Mittelfeldspielers Benny Feilhaber in das nagelneue WM-Album eine der gefürchteten Falten und erntet prompt die vorwurfsvollen Blicke seiner Kollegen Michael Schröder, Daniel Knippertz und Gregor Evers.

Die vier EMG-Pauker bilden zusammen mit ihren Kollegen Thomas Knechten und Dirk Hoppen den Panini-Club, der in sich leicht verändernder Besetzung bei Fußball-Großereignissen der Sammelleidenschaft erliegt. Das hat sich langsam auch in Schülerkreisen herumgesprochen, und so werden die Besuche tauschfreudiger Jungen und Mädchen in der Physiksammlung, dem inoffiziellen Tauschbüro, häufiger.

„Solange der Unterricht davon unbeeinträchtig bleibt und keine Beschwerden über Ausuferungen des Tauschhandels zu uns gelangen, haben wir nichts dagegen“, sagt Schulleiterin Gabriele Hüntemann.

Von Ausuferungen des Tauschhandels kann z.B. Werner Ellwanger, der Schulleiter der Silcher-Grundschule im schwäbischen Fellbach, ein Lied singen. Er sah sich vor zwei Jahren gezwungen während der Fußball-Europameisterschaft die Panini-Alben an seiner Schule komplett zu verbieten, nachdem es nicht nur zu erheblichen Unterrichtsstörungen sondern sogar zu erpresserischen Handlungen im Umgang mit den kleinen Klebebildchen gekommen war. Weitere Schulen im Bundesgebiet folgten dem Fellbacher Beispiel.

Die Panini-Bild klebenden Pauker am EMG geben sich Problem bewusst. „Es ist klar, dass die Verbreitung der Panini-Alben Blüten treiben kann, die aus pädagogischer Sicht problematisch sind. Hinzu kommt der erhebliche Kostenaufwand. Unsere Botschaft lautet: Nicht jeder muss ein eigenes Album haben. Gemeinsames Sammeln und Kleben minimiert die Kosten und macht die Jagd nach fehlenden Bildern zum Gemeinschaftserlebnis“, sagt Thomas Knechten.

Dieses Gemeinschaftserlebnis zelebrieren Schröder, Schröder, Knippertz, Knechten, Evers, Hoppen täglich nach dem Mensabesuch, wenn jedes der anwesenden Club-Mitglieder unter großer gegenseitiger Anteilnahme ein mit fünf Bildern gefülltes Tütchen aufreißt.

„Die Leistungen sind überragend“, kommentiert Michael Schröder augenzwinkernd. „Wir liegen mit der Zahl unserer Doppelten deutlich unter dem Erwartungswert“, erklärt er, nachdem er den Zusammenhang zwischen der Zahl der gekauften und der zu erwartenden doppelten Bilder als Lösung einer Differentialgleichung erster Ordnung entwickelt hat.

Deutlich heikler wird es beim Einkleben der Bilder, wie der lange Zeit Panini-abstinente Markus Schröder schmerzhaft erfahren musste. „Am effektivsten ist die Einklebetechnik über die lange Kante“ erläutert Namensvetter Michael. „Auftretende Winkelungenauigkeiten fallen dabei weit weniger ins Gewicht als über die kurze Kante“, so Schröder, der nach dem mathematischen auch schnell den physikalischen Aspekt seiner post-pubertären Leidenschaft gefunden hat.

Kein Wunder, dass es auch Michael ist, der die teilweise schlechte Qualität der Panini-Bilder moniert. „Die Bilder sind verschieden lang, der Rand ist unterschiedlich breit. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn zwei Klebebildchen zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden wie etwa bei den WM-Stadien.“

Ein echtes Kontrastprogramm liefert in dieser Beziehung das im Bergmann-Verlag erschienene WM-Sammelalbum von 1974, das Kollege Heiner Philippek dem EMG-Panini-Club als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. Die Bilder von Beckenbauer, Heynckes, Müller, Vogts & Co. finden sich hier auf festem, stabil gebundenem Karton wieder. Anders als bei der aktuellen Panini-Ausgabe muss der „Leser“ hier nicht befürchten, das Album beim Umblättern in seine Einzelteile zu zerlegen.

Das 74er Album ist das Prunkstück der Sammlung von WM-Sammelalben, die der EMG-Panini-Club mittlerweile zusammengetragen hat. Neben fünf anderen Ausgaben ist das edle Stück ab sofort im Schaukasten der Physik vor dem Raum AII9 zu bestaunen. Auch das aktuelle Heft wird dort zu sehen sein, die Seite des US-Teams mit Benny Feilhaber dürfte dann aber versteckt bleiben.

Gregor Evers