"Definitiv" wertvoll

Interessante Leute aus dem In- und Ausland: Martin Wosnitzka im Pulk der "Juniorakademiker" im niedersächsischen Braunschweig

Interessante Leute aus dem In- und Ausland: Martin Wosnitzka im Pulk der "Juniorakademiker" in Braunschweig

Eine Woche früher Schule frei, um unter Aufopferung meiner ersten wertvollen Ferientage zweieinhalb Wochen die Schülerakademie in Braunschweig zu besuchen: Dies war der Deal, den ich eine Woche vor den Sommerferien eingegangen war. Rückblickend stellt sich natürlich die Frage: War es das wert?

Jährlich finden um die Sommerzeit herum mehrere Deutsche Schülerakademien an verschiedenen Orten in Deutschland statt. Dort haben die Teilnehmer die Chance aus einer Auswahl von Kursen zu den unterschiedlichsten Themen zu wählen und ihre Interessen auf diesem Gebiet zu prüfen oder zu erweitern.

Als ich den Wahl- und Bewerbungsbogen ausfüllte, war mir eigentlich klar, dass ich einen Mathe- oder Physikkurs bekommen wollte (Zur Auswahl standen Kurse zu den Themen: Finanzmathematik, Quantenmechanik, Gentechnik, Ökologie und Ökonomie, Jura und Filmmusik). Nach einigem Hin und Her, wurde ich dann letztendlich dem Jurakurs, meiner Drittwahl, zugeteilt. Da ich aber froh war überhaupt dabei zu sein, störte mich das nicht weiter, und ich war gespannt.

Nach wenigen Tagen auf der Akademie hatten wir schnell unseren Rhythmus gefunden, im Großen und Ganzen kann man die verbrachte Zeit aufteilen in: Die Zeit die wir in unseren Kursen verbracht haben und die Freizeit.

Der Kurs stand zweimal am Tag an, morgens von neun Uhr bis zum Mittagessen und nach der Mittagspause noch einmal von 16 bis 18.30 Uhr. Wie bereits erwähnt war ich im Jurakurs und nicht wenig erstaunt als unsere beiden Kursleiter meinten, sie wollen in den zweieinhalb Wochen im Groben den Stoff des ersten Semesters eines Jurastudiums durchpauken. Obwohl wir wirklich, wie die meisten anderen Kurse auch, sehr zügig gearbeitet haben, wurde dieses ehrgeizige Ziel wie erwartet nicht ganz erreicht.

Erstaunt war ich ehrlich gesagt auch, dass unsere Kursleiter es geschafft haben die Cracks, von denen es in unserem Kurs genügend gab, zu fordern und gleichzeitig blutige Anfänger wie mich trotzdem mitzuziehen, sodass ich letztendlich doch einiges gelernt habe, vor allem über unser Hauptthema: das deutsche Grundgesetz. Auch über Methoden der Jura, wie das Gutachtenschreiben oder allgemein über das wissenschaftliche Arbeiten selbst habe ich viel mitnehmen können, nicht zuletzt aufgrund der Dokumentation, in welcher alle Teilnehmer unter großem Stress zum Ende der Akademie versucht haben wissenschaftlich korrekt die Inhalte der Kurse wiederzugeben. Dennoch war mir die Freizeit, die wir in unserer Mittagspause und nach dem Abendessen hatten wesentlich lieber, weil diese die konzentrationsraubende Arbeit im Kurs um vieles erleichtert hat.

Außerhalb des Kurses konnten wir uns dann nämlich gegenseitig kennen lernen, in die Stadt gehen oder uns den so genannten KüA's widmen. KüA steht für kursübergreifende Aktivität und ist eine Grundidee der Deutschen Schülerakademie. Diese besteht darin, dass die Schüler sich ihre Freizeit selbst gestalten, indem jeder die Chance hat, eine Art AG anzubieten, an der dann jeder, der Lust hat, teilnehmen kann. Diese KüA ist völlig frei, es kann alles angeboten werden, worauf die Schüler Lust haben, eine KüA kann einmal, zweimal oder auch die ganze Akademie hindurch angeboten werden.

Morgens erstellen die beiden Akademieleiter den KüA-Plan, dieser wird ausgehangen und jeder Teilnehmer kann sich entscheiden, ob und an welchen Angeboten sie oder er teilnehmen möchte. Die Breite des KüA-Angebots war großartig, es ging von Sportarten wie Frisbee, Volleyball oder auch Tanzen über Chor und Theatergruppen bis hin zum Japanisch oder Portugiesisch lernen.

Oft saßen wir aber auch nur beisammen und haben über die verschiedensten Dinge geredet, was teilweise ziemlich spannend war, zumal die Teilnehmer der Akademien nicht nur aus allen Ecken Deutschlands kommen, sondern einige sogar aus dem Ausland anreisen – diese besuchen dann allerdings zumindest deutsche Schulen - , so hatte ich es nicht nur mit Spaniern oder Italienern zu tun, sogar eine US-Amerikanerin saß in meinem Jurakurs.

Die angesprochene Plauderei war auch ein Grund für ein weiteres Merkmal, das ich mit der Akademie verbinde: Schlafmangel. Zwei Wochen lang weit nach Mitternacht ins Bett und dann um halb acht wieder raus … das macht sich halt irgendwann bemerkbar. Trotzdem waren fast alle nachts immer noch am Lagerfeuer oder sind den letzten KüA's nachgegangen. Wenn wir dann irgendwann mal im Bett lagen, ließ es sich aber auch gut schlafen, zumal wir in einem Internat gewohnt haben, was zudem noch den Vorteil beherbergte, dass beinahe eine gesamte Schule (einschließlich Bibliothek, Turnhalle und Beachvolleyballfeld) zu unserer alleinigen Verfügung stand.

Alles in allem, denke ich, dass ich die Frage, ob es sich gelohnt hat zur Deutschen Schüler Akademie zu fahren, voll und ganz mit ja beantworten kann. Denn auch wenn der Kurs viel Konzentration abverlangt hat und mich anderthalb Wochen der Ferien gekostet hat, so habe ich dennoch viel mitnehmen und mein Interesse am Fach Jura testen können. Und falls es im Kurs mal nicht so gut lief, blieb immer noch die Freizeit mit den viele interessanten KüA's und netten Leuten, mit denen ich auch weiterhin in Kontakt stehe und die es definitiv wert waren nach Braunschweig zu reisen.

Martin Wosnitzka (Klasse 13)

Bei der Deutschen SchülerAkademie und Juniorakademie handelt es sich um ein außerschulisches Programm zur Förderung besonders begabter und leistungsbereiter Schülerinnen und Schüler. Die Akademien finden mit jährlich wechselnden Terminen in den Sommerferien statt und dauern jeweils zehn bis 17 Tage. Sie bestehen aus Kursen mit unterschiedlichen Themen aus verschiedenen Disziplinen der Natur- und Geisteswissenschaften und des musischen Bereichs. Die fachliche Arbeit in den Kursen wird durch zahlreiche kursübergreifende Angebote (z.B. Sport, Musik, Theater, Exkursionen, Vorträge) ergänzt.

Insgesamt bieten die Akademien den Schülerinnen und Schülern eine intellektuelle und soziale Herausforderung, die ihnen neue, weitreichende Erfahrungen vermitteln soll. Die Akademien regen zum interdisziplinären Denken und Arbeiten an und ermöglichen die Begegnung mit Gleichaltrigen, die ebenso besondere Fähigkeiten und Interessen in unterschiedlichsten Bereichen besitzen. So lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer andere, neue Denkansätze kennen, blicken über den Horizont der bisherigen Lebens- und Erfahrungswelt hinaus und werden ggf. an die Grenzen ihrer Leistungskraft herangeführt.

Der Deutsche Bundestag gab 1993 seine Zustimmung zur Etablierung der Deutschen SchülerAkademie als dauerhafte Maßnahme im Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung; 1994 hat auch die Kultusministerkonferenz ein einstimmiges Votum für diesen Ansatz zur Begabtenförderung abgegeben. Die Deutsche SchülerAkademie steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.