Gedenkfeier „75 Jahre Reichspogromnacht in Hürth“ - eine Zeitzeugin berichtet am EMG
Schreie, die man nicht vergisst

Die Zeitzeugin Marianne Mettenich (m.) wird von Joana (r.) und Niklas (l.) nach ihren Erlebnissen befragt
29.11.2013 - „Auf dem Weg zur Straßenbahn am 10. November 1938 sah ich vor der Metzgerei der Familie Heidt auf der Luxemburger Straße in Hermülheim eine Gruppe von Menschen stehen, die entsetzt zusahen, wie Möbel auf die Straße geworfen wurden und Herr Heidt mit blutendem Kopf aus dem Haus rannte, um sich bei Nachbarn in Sicherheit zu bringen.“ Diese Szene kann Marianne Metternich, die damals 15 Jahre alt war, nie vergessen, zumal sie wenig später in Köln auf dem Gottesweg Zeugin von weiteren Verwüstungen von Wohnungen wurde.
Niklas Kaschel und Joana Hartmann, die die Zeitzeugin befragten, fanden bald heraus, dass Frau Metternich ahnte, dass diese Aktionen den Juden galten, die schon seit Jahren diskriminiert wurden. Bis heute vergisst die Zeitzeugin nicht die Schreie, die sie auf der Straße hören konnte. Ihr Appell an die Zuhörer, sich gegen Rassismus und für Frieden einzusetzen, wurde durch ihre Erzählungen sehr glaubhaft und authentisch.
Zur Gedenkfeier „75 Jahre Reichspogromnacht in Hürth“ hatten der Hürther Heimat- und Kulturverein und Lesefreunde eingeladen. Wir, acht Teilnehmer des Q2-Kurses Religion bei Frau Anne Präder, die zum größten Teil auch eine Fahrt nach Auschwitz und Krakau unternommen hatten, befragten Frau Metternich, deren Engagement und Betroffenheit uns alle zutiefst beeindruckte. Auch die Ausführungen des Stadtarchivars Dr. Manfred Faust machten sprachlos, als er vom weiteren Terror gegen Hürther Juden erzählte, der auch zur Verhaftung und Inhaftierung von vier Männern in Dachau führte.
Diese erschütternden Schilderungen verdeutlichen, wie wichtig es ist, über die Erinnerung zu einer verantwortlichen und kritischen Haltung gegenüber extremistischen Entwicklungen zu gelangen. Mit Aktionen wie „Stolpersteine“, Besuch von Zeitzeugen und Gedenkfahrten nach Krakau/Auschwitz kann man sich persönlicher mit der Geschichte auseinandersetzen und sich das Geschehene besser vorstellen. Persönliche Erklärungen und Erfahrungen zu diesen Projekten wurden bei der Gedenkfeier vorgetragen und auf Postern dargestellt. Darüber kamen viele Besucher ins Gespräch über die Schreckenstaten des NS-Regimes.
Im Mai 2014 begrüßen wir wieder polnische Zeitzeugen, die über ihre Zeit in Ghettos oder Konzentrationslagern berichten werden.
Das EMG-Team der Gedenkfeier
Nicole Bach, Katharina Gottschalk, Joana Hartmann, Johanna Hoffmann, Niklas Kaschel, Sarah Küppers, Vanessa Limp, Isabel Mennicken mit Frau Korf und Frau Präder