Alessandra berichtet von der Rostocker Ferienakademie

Unvergessliche Momente mit Wagners Parsifal

Blutrünstige Verwandlung dank Rotebeetesaft: Alessandra und ihre Mitstreiterin stellen Szenen aus dem Gralssaal nach

Blutrünstige Verwandlung dank Rotebeetesaft: Alessandra und ihre Mitstreiterin stellen Szenen aus dem Gralssaal nach

08.09.2014 - Auch wenn ich dieses Jahr bereits zum vierten Mal an einer Akademie teilnehmen durfte und glaubte, zu wissen, was auf mich zukommen würde, hat die Deutsche Schülerakademie 2014 in Rostock mich eines anderen belehrt. Die Akademieleiter haben dies zu Beginn der 16tägigen Akademiezeit bereits klar gestellt: „Die Akademie ist das, was ihr aus ihr macht.“ Und ja, so war und ist es auch. Mit 90 Teilnehmern – sogar aus London, Rom, Polen oder dem Libanon – trafen unterschiedlichste Kulturen und Interessen aufeinander, die es auszutauschen galt.

Am 17. Juli machte ich mich auf den Weg nach Rostock und war gespannt, was mich in meinem Kurs „6.6 Parsifal – Zum Raum wird hier die Zeit“ erwarten würde. Ich hatte zwar die Information, dass es sich dabei um ein Bühnenweihfestspiel von Richard Wagner handelt, und sowohl die Musik als auch den Text hatte ich bereits im Voraus gehört beziehungsweise gelesen, doch war ich skeptisch, inwiefern wir aus diesem Material ein Regiekonzept kreieren würden.

In Rostock angekommen hieß es erst mal Zimmer beziehen - für mich eine große Freude - mein Zimmer lag ja nur im 5. Stock und einen Aufzug gab es nicht. Nach der kleinen Kraftübung, nein ich musste zum Glück den Koffer nicht alleine die ganzen Stufen hinaufbefördern, ein Kursleiter war mir dabei behilflich, ging es dann über zu der offiziellen Begrüßung.

Jeden Morgen fanden wir uns alle um halb neun im Plenum zusammen, wo Tagesplan und kursübergreifende Angebote, wie Sport oder Musik, besprochen wurden. Jeder von uns konnte dabei mitwirken, weshalb die Angebote für Nachmittag und Abend kunterbunt waren und von Gebärdensprache, über Mitternachtslesungen, bis hin zum Fotolabor reichten. Zeit für Langeweile gab es da garantiert nicht.

In den Kursschienen befassten wir uns intensiv mit dem Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ und das auf verschiedenste Art und Weise. Im Kurs diskutierten wir über Sätze wie „Erlösung dem Erlöser“ aus Wagners Werk, analysierten Teile der Partitur des Stückes, malten mit verbundenen Augen zu Wagners Musik oder lasen die Textausgabe von „Parsifal“ in verteilten Rollen. Ein Highlight unserer Kursarbeit war dabei ein Ausflug in die Innenstadt Rostocks, wo wir Szenen aus Wagners „Parsifal“ auf der Straße vorspielten und einzelne Textabschnitte rezitierten. Abends ging es dann sogar noch in das Theater „Schauwerk“, das mit seinem Stück „Bandscheibenvorfall“ Premiere feierte.

In praktischen Arbeitsphasen erschufen wir eine Raum-Klang-Installation von „Parsifal“, wobei wir einen Klassenraum in einen blutigen Gralssaal verwandelten. In Wagners Werk geht es unter anderem um Gralsritter, die sich der Keuschheit verschrieben haben und in feierlichen Zeremonien Blut aus dem heiligen Gral trinken, um neue Kraft zu schöpfen. Mit Rotebeetesaft, Kaffeepulver und Verdickungsmittel zauberten wir unser eigenes Blut, was wir nicht nur an Wände und Objekte schmierten, sondern uns auch selber damit einsauten, wie man auf dem Bild oben gut sehen kann. Den Raum leuchteten wir mit unterschiedlichsten Lampen, Farben und Kerzen aus. Auch Projektionen von Bildern und Begriffen fanden an Wänden und der Decke Platz, sodass der Raum zu einem kleinen eigenen Mikrokosmos wurde.

Die Kursarbeit forderte uns alle, und die kurzen Nächte waren nicht sehr förderlich. Der Kaffeekonsum war daher enorm, denn dem einen oder anderen fielen doch heimlich im Kurs die Augen zu. (So kam man auf die Idee, das kursübergreifende Angebot „Mittagsschlaf in der Sonne“ anzubieten. Wir alle lagen querbeet auf dem Schulhof verteilt und schliefen sofort ein).

In diesen 16 Tagen haben sich unzählige Freundschaften entwickelt, weshalb der Abschied unter Tränen stattfand. Die Deutsche Schülerakademie hat uns alle verändert, weitergebracht und uns unvergessliche Momente beschert. Nachtreffen sind bereits geplant und mit einigen habe ich mich sogar noch in den Ferien wieder getroffen.

Abschließend möchte ich mich auch nochmals herzlich beim Ernst-Mach-Gymnasium und vor allem bei Frau Kwickert und Herrn Knippertz bedanken, die mir diese wunderschöne und unvergessliche Zeit durch ihre Empfehlung überhaupt erst möglich gemacht haben.

Alessandra Holzem