Schülerinnen und Schüler gestalten informativen und unterhaltsamen Thementag

Europatag 2013 am EMG - Viel mehr als nur Gurkennorm

Das EMG und Europa: Koordinator Dr. Johannes Klose erläutert die Bedeutung unserer Staatengemeinschaft

Das EMG und Europa: Koordinator Dr. Johannes Klose erläutert die Bedeutung unserer Staatengemeinschaft

27.06.2013 – Wer an Europa denkt, hat möglicherweise Folgendes im Kopf: aufgeblähte Verwaltungsstrukturen in Straßburg und Brüssel, milliardenschwere Transferzahlungen für nicht immer sinnfällige Projekte oder die normierten Maße der EU-Gurke, die lediglich „eine Krümmung von zehn Millimetern auf zehn Zentimetern Länge“ aufweisen durfte ( Verordnung der EWG Nr. 1677/88 vom 15. Juni 1988). – Ja, das ist Europa, jedenfalls das Europa, das wir oftmals in den Medien wahrnehmen. Kein Wunder also, wenn wir zum Teil Europa-müde geworden sind.

Ganz anders liegen die Verhältnisse am Ernst-Mach-Gymnasium: Von einer Gleichgültigkeit in Sachen Europa war während des „Europatages“ am 28.05.2013 nichts zu spüren – im Gegenteil: Mit großem Interesse und ungewöhnlicher Aufmerksamkeit verfolgten die rund 110 Schülerinnen und Schüler der Stufe Q1 das vielseitige Programm des Europatages, der unter dem Motto „Wirtschaft – Arbeit – Berufsausbildung: Unsere Zukunft in Europa“ stand.

Mit fröhlichen Frühlingsliedern aus den verschiedensten Ländern und der Europahymne, vorgetragen von den Klassen 5a und 5c bzw. der Bläserklasse unter der Leitung von Thekla von Dombois, begann der diesjährige Europatag. Daraufhin präsentierten Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Erdkunde (Dr. Johannes Klose) die Ergebnisse ihrer wirtschaftsgeographischen Feldforschung bei den Unternehmen Voestalpine, Praxair, Clariant und Bayer Crop Science. Dabei wurde deutlich, wie sehr die Wirtschaft heute europäisch und international verflochten ist und welche beruflichen Chancen sich den künftigen Berufseinsteigern bieten.

Die Erdkundeschüler glänzten durch kompetente Präsentationstechniken vor dem großen Publikum. Anschließend führte der Musikkurs der Q1 einen eigens für den Anlass komponierten „Europasong“ auf, der durch die Originalität des Textes sehr überzeugte. Für eine exzellente Akustik und ein günstiges Arrangement der Bühnen sorgte die Bühnentechnik-AG unter der Leitung von Bernhard Streerath.

Im zweiten Teil der Veranstaltung folgte eine Podiumsdiskussion zu den vielfältigen Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten, die es in der Region Hürth gibt. Als Experten standen unsere Kooperationspartner in der KURS-Lernpartnerschaft den Fragen der beiden moderierenden Erdkundeschülerinnen Rede und Antwort: Frau Sigrid Bender und Herr Thomas Reitz ( Rhein-Erft-Akademie ) sowie Herr Prof. Dr. Sascha Lord und Herr Prof. Dr. Martin Wortmann ( Fachhochschule des Mittelstandes ).

Die Diskussion zeigte, dass man sich im Beruf künftig in noch stärkerem Maße als bisher um eine kontinuierliche Weiterbildung kümmern muss, um sich auf die rasanten technologischen Veränderungen in der Wirtschaft einstellen zu können. Studienaufenthalte im (europäischen) Ausland erhöhen die Attraktivität für künftige Arbeitgeber. Denn in vielen Berufsfeldern ist internationale Zusammenarbeit schon heute Normalität.

Aber die Frage bleibt: Warum ist es nötig, einen „Europatag“ auszurichten? Kann man nicht eine qualifizierte Berufsberatung auch so durchführen? – Sicherlich! Die Verzahnung von Europatag und Berufsberatung sollte jedoch verdeutlichen, dass d as zunehmende Zusammenwachsen der Wirtschaft in Europa heutzutage ein wesentlicher Grund ist, warum wir europäisch denken sollten. Dadurch dass die Wirtschaft grenzüberschreitend arbeiten kann, werden Arbeitsplätze gesichert und der Wohlstand gefördert – in Deutschland, in unseren Nachbarländern und vor allem in Grenzregionen, die früher benachteiligt waren.

Unabhängig davon sollten wir uns aber auch aus folgenden Gründen für Europa engagieren: Die Sicherung des Friedens ist meines Erachtens der wichtigste Grund. Dass wir seit mehr als 65 Jahren keine kriegerischen Auseinandersetzungen in Mitteleuropa erleben mussten, ist historisch gesehen eine glückliche Ausnahme. Wir können diesen Frieden durch persönliche Kontakte und offizielle Partnerschaften mit dem Ausland sichern. Der Frieden hat Freiheit und Freizügigkeit möglich gemacht. Auch dafür lohnt es sich, sich einzusetzen. Dass wir heute in einem demokratischen Rechtsstaat leben, ist nicht selbstverständlich.

Ebenso wenig ist es normal, dass wir ohne Umstände und in der Regel ohne Kontrollen in unsere Nachbarländer reisen können. Zu schnell wird vergessen, dass es Reisefreiheit in Deutschland erst seit der Friedlichen Revolution von 1989/90 gibt. Heute ist es Normalität, dass wir in die verschiedensten Länder reisen können, um uns zu erholen oder um etwas Neues zu entdecken. Aber wir tragen auch die Verantwortung, dass die Reiseziele gastfreundlich, kulturell interessant und landschaftlich schön bleiben.

Dieser europäischen Verantwortung müssen wir uns stellen. Schließlich haben wir Europäer auch eine globale Verantwortung, weil wir wirtschaftlich und technologisch recht weit entwickelt sind. Gemeinsam können wir uns effektiver für die Sicherung des Friedens und den Schutz von Natur und Umwelt einsetzen. – In diesem Sinne freuen wir uns auf den nächsten Europatag!

Dr. Johannes Klose