Sprachforschung am EMG
E herrlich Laache em Jeseech - eine Dialektstudie
Wat is dat dann? Die Sprachforscher nach getaner Arbeit
09.03.2014 - Im Rahmen des Deutschunterrichtes beschäftigten wir uns zu Beginn des Themas „Kommunikation“ mit Sprachvarietäten. Bereits bei der Frage, ob es zulässig wäre, Kölsch in der Schule zu sprechen, entbrannte eine Diskussion und schnell war der Entschluss gefasst, wir wollten es genauer wissen! So befragten wir je vier Klassen/Kurse der Stufen 5/6 bzw. EF/Q1 zu Präsenz, Verständlichkeit und Akzeptanz der Dialekte Kölsch, Bayrisch und Hamburger Platt. Eine dritte Gruppe befragte die Lehrer/innen, Passanten und weitere Personen. Jeweils die Hälfte der Befragten bekam einen Fragebogen mit Textvorlage, die übrigen erfreuten sich an einem Kurzvortrag der jeweiligen Dialekte.
Die Unterstufe zeigte bei der Befragung ein mittelmäßiges Verständnis im Bereich Dialekte. So glaubten durchschnittlich nur etwa 30-50% der Schülerinnen und Schüler einen präsentierten Text zu verstehen, konnten jedoch zu 60-80% die Dialekte zuordnen und auch die Kontrollfragen zum Textverständnis beantworten. Die Nase vorn hatten hierbei die Klassen, die nach einem mündlichen Vortrag befragt wurden. Auf einen dialektalen Hintergrund im Elternhaus aus konnten sich dabei nur ca. 10-20% der jeweiligen Klasse berufen, wobei Kölsch den größten Anteil ausmachte. Die Frage, ob es zulässig sei, einen Dialekt in der Schule oder im Beruf zu sprechen, beantwortete die Unterstufe zu 75% mit „ja“.
Diese Einstellung teilten die befragten Oberstufenkurse jedoch nicht. Hier sprachen sich im Schnitt 80% der Schülerinnen und Schüler gegen den Dialekt in Schule und Beruf aus. Im Bereich Textverständnis gaben je nach Kurs 70-90% an, den gelesenen/gehörten Text verstanden zu haben, die Zuordnung der Dialekte gelang in durchschnittlich 75 % der Fälle (Kölsch war hier erwartungsgemäß im Vorteil) und die Kontrollfragen konnten ca. 70% korrekt beantworten. Während also Kenntnis und Verständnis von Dialekten in diesen Jahrgangsstufen leicht zunehmen, zeigt sich ein deutlicher Abwärtstrend im Bereich der Akzeptanz.
Betrachtet man nun die befragte Gruppe von Lehrern, Lehrerinnen, weiteren Mitarbeiten und Passanten, zeigt sich neben einer Zunahme des Verständnisses (90-100% richtige Antworten im Bereich der Zuordnung und der Textverständnisfragen) auch ein deutlicher Umschwung bei der Einstellung gegenüber Dialekten, denn hier geben nahezu 100% der Befragten an, dass das Sprechen von Dialekten im Bereich Schule / Beruf durchaus akzeptabel, wenn nicht sogar wünschenswert wäre. Als Gründe wurden hierbei die persönliche Freiheit jedes Individuums, die Bewahrung der Tradition und Vielfalt, sowie Kulturpflege genannt. Als Bedingung formulierten die Befragten jedoch, dass eine gewisse Verständlichkeit und / oder die Fähigkeit zum „Umschalten“ ins Hochdeutsche notwendig sei.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass von den Befragten der Unterstufe bis hin zu den Erwachsenen eine deutliche Zunahme von Dialektkenntnis und -verständnis sichtbar wird, wobei Kölsch sich lokalbedingt abhebt. Mündlich kommunizierte Texte sind dabei für die Befragten leichter zu verstehen als eine rein schriftliche Vorlage. Die Akzeptanz von Dialekten im eigenen Umfeld (Schule / Beruf) nimmt von der Unter- zur Oberstufe deutlich ab, um danach im Erwachsenenalter wieder zuzunehmen und hier ihren Spitzenwert zu erreichen. Eine mögliche Theorie von uns dazu wäre, dass im Bereich der Oberstufe Dialekte in enger Konkurrenz mit anderen Sprachvarietäten wie Jugendsprache und / oder geschlechterspezifischen Sprachvarietäten stehen, die in diesem Alter wesentlich präsenter sind und zu Identifikationszwecken dienen, als die als „traditionellen“ angesehenen Dialekte. Aber das ist eine andere Studie…
Wir hatten viel Spaß an der Planung, Durchführung und Auswertung unserer Studie, haben viel dabei gelernt und möchten uns herzlich bei allen Klassen, Kursen, Lehrern, etc. bedanken, die uns dabei unterstützt haben!
EF D4
