Dies Academicus auf dem Weg zum Klassiker
Dr. Matthias Cramer von der Universität zu Köln doziert zum Thema "molekulare Genetik"
4.3.09 - In seinem Grußwort zur Eröffnung des diesjährigen Dies Academicus erinnerte Bürgermeister Walther Boecker an das kölsche Diktum "Wenn im Rheinland etwas zum zweiten Mal stattfindet, spricht man schon von einer Tradition". Es wäre dem EMG zu wünschen, dass sich die Begegnung von Universität und Schule noch lange so lebendig und fruchtbar fortsetzen wird, wie in diesem Jahr.
Frau Hüntemann betonte in ihrer Begrüßungsansprache, wie bedeutsam dieser Dialog gerade in den Zeiten der Wissensgesellschaft geworden ist. Erst in der persönlichen Auseinandersetzung mit den Gegenständen schlägt bloßer Wissenserwerb in nachhaltige, anschlussfähige Bildung um – das gilt sowohl für die Schule als auch für die Universitäten. Die Öffnung zur Universität bedeutet für die Schule auch eine Vergewisserung über den Wert der pädagogischen Arbeit, die ja am Gymnasium nicht zuletzt die "Allgemeine Hochschulreife", also die Studierfähigkeit zum Ziel hat. Für den gelungenen Rahmen der Auftaktveranstaltung sorgten EMG-Überschallorchester und -chor unter der Leitung von Anna Radig bzw. Thekla von Domois.
Wie auch schon im letzten Jahr wurde deutlich, dass das Ernst-Mach-Gymnasium diesen kritischen Blick von außen nicht zu scheuen braucht. Im Gegenteil: Mit den frisch gekürten Ernst-Mach-Preisträgern, Thomas Duscha und Matthias Töpfer präsentierten zwei potentielle Nachwuchswissenschaftler informativ und kompetent die Ergebnisse ihrer Facharbeiten. Matthias Töpfer hatte zur Schädlichkeit des Wasserpfeife-Rauchens geforscht und Thomas Duscha verstand es, die abstrakten Verhältnisse des "Goldenen Schnitts" auch für Laien anschaulich darzustellen.
Atemberaubend in Sache und Vortrag war schließlich der geladene Festredner Prof. Mario Thevis von der Deutschen Sporthochschule Köln. Anekdotisch berichtete er zunächst von seiner Tätigkeit als Dopingtester bei den Olympischen Spielen in Peking, um anschließend den Wettstreit von Doping und Dopingkontrolle seit der Antike zu rekapitulieren.
Schnell wurde deutlich, wie sehr hier forscherischer Einfall und detektivischer Spürsinn ineinander greifen müssen, um den raffinierten Doping- bzw. Dopingverschleierungsverfahren auf die Schliche zu kommen. Fast beiläufig wurde das komplizierte Verfahren der Massenspektrographie erklärt, auf das die Dopingfahnder zurückgreifen, um die Sünder zu entlarven. Ein Ausblick auf die bedenkliche Zukunft des Gen-Dopings beschloß den fesselnden Vortrag.
Zur Sache ging es auch am Dienstag in 13 Lehrveranstaltungen, aus denen die Schüler auswählen konnten (vgl. Veranstaltungsverzeichnis). Die Dozenten aller Fakultäten waren angereist, um mit Leidenschaft ihr Fach vorzustellen. In je zwei Veranstaltungen à 90 Min. waren die Schüler angehalten ihren Horizont – auch was die Lehrformen (Vorlesung, Seminar) betrifft – in der Auseinandersetzung mit anspruchsvollen Inhalten zu erweitern.
Die Dozenten lobten anschließend im Dozenten-Cafe die konzentrierte Arbeit der Schüler ebenso wie die gelungene Organisation der Räume und Lehrmittel (Beamer usf.). Bei Getränken und einem kleinem Imbiss ergaben sich auch anregende Gespräche der Fachvertreter mit den Fachkollegen des EMG.
Beim abschließenden Symposion im Pädagogische Zentrum wurde die Frage nach Studienfach und –ortswahl diskutiert. Schnell wurde deutlich, dass diese wichtige Entscheidung immer eine Vermittlung von pragmatischen Aspekten und persönlichen Neigungen vornehmen muß, damit ein Studium als erfüllte Zeit erlebt wird, an die sich hoffentlich ein erfolgreiches Berufsleben anschließen wird.
Allerdings dürfen bei aller Begeisterung für die jeweiligen Fachinhalte die Formalia eines Studiums nicht in Vergessenheit geraten. Zu beachten sind Fristen und Immatrikulationsvoraussetzungen (Fremdsprachen, NC usf.). Eine Information im Internet oder eine individuelle Studienberatung an den Hochschulen kann hier dem Frust vorbeugen. Durch die Studiengebühren von 500 € in NRW sollte sich niemand abschrecken lassen. Motivierte Abiturienten sollten sich nach Stipendien oder zinsgünstigen Krediten umhören.
Matthias Burchardt
