Opernbesuch der Q1 und EF in Köln

EMG-Musikkurse im Bann von Carmen

Die Musikkurse der Stufen Q1 und EF haben sich gewissenhaft auf den Besuch im Kölner Opernhaus vorbereitet

Die Musikkurse der Stufen Q1 und EF haben sich gewissenhaft auf den Besuch in der Kölner Oper vorbereitet

23.06.2015 - Nicht nur die Zuschauer - darunter die Musik-Kurse der Q1 und EF mit Frau von Dombois, Frau Brink und Frau Schöneweiß vom Ernst-Mach-Gymnasium - waren begeistert, sondern auch den Sängern schien es Freude zu bereiten, Georges Bizets „Carmen“ am Mittwoch, dem 27. Mai 2015 um 19:30 Uhr, in der Oper am Dom vorzutragen. Verglichen mit der Uraufführung am 3. März 1875 in Paris inszenierte das gesamte Carmen-Team die Oper auf eine sehr moderne und unterhaltsame Weise. Mit Claude Schnitzler als musikalischem Leiter des Abends zogen die bezaubernden Töne die Zuschauer in den Bann der Sänger, an deren Spitze die Hauptdarsteller Katrin Wundsam als Carmen, Samuel Youn als Escamillo, Lance Ryan als Don José und Claudia Rohrbach als Micaela standen.

Wenn auch die Oper am Dom eher für schlechte Akustikverhältnisse bekannt ist, so konnten doch alle Sänger mit ihren Stimmen und Schauspielkünsten den Besuchern ein wunderbares Erlebnis liefern. Schon im ersten Akt tat sich die Sopranistin Katrin Wundsam mit ihrer Habanera- Arie „L'amour est un oiseau rebelle“ als leidenschaftliche und feurige Zigeunerin hervor, während der Tenor Lance Ryan einigermaßen überzeugend die Rolle des eifersüchtigen Don José verkörperte. Stimmlich konnte er sich nicht sonderlich abheben, fand aber recht gut in seine Rolle als verzweifelter Liebhaber Carmens hinein.

Als Bass-Bariton konnte Samuel Youn das Publikum wieder einmal mit grandiosem Auftreten überzeugen. Wenn auch die Verkleidung und das generelle Bühnenbild nicht dem Stil des stereotypischen Sevilla entsprachen, gelang es ihm dennoch die stolze Persönlichkeit des Toreros Escamillo zu vermitteln. Eine wunderbare stimmliche Leistung erzielte die Sopranistin Claudia Rohrbach. Mit traumhaft süßem Klang und klaren Tönen, begleitet vom Gürzenich-Orchester Köln, bezauberte Micaela die Menge.

Der musikalische Teil selbst, unter Leitung von Claude Schnitzler, wurde von der schlechten Akustik der Oper am Dom stark beeinträchtigt. Das Orchester vollbrachte mit Sicherheit eine unglaubliche Leistung, jedoch konnte diese nicht ihre volle Wirkung entfalten, da die Töne nicht vollkommen die Zuhörer erreichten. Stücke wie die „Habanera“ und das Lied des Toreros konnten sich einfach nicht in den Ohren der Zuschauer festsetzen, da der Klang wirklich unterdurchschnittlich war und die Töne oft gar nicht erst richtig zu diesen durchdrang.

Eine äußerst unerwartete aber sehr erfreuliche Rolle bekamen die Mädchen und Jungen des Kölner Domchores. Deren häufige Präsenz und der gekonnte Umgang mit der französischen Sprache unterstützten häufig die souveräne Leistung der Profis noch weiter. Auch brachten sie etwas Abwechslung und frischen Wind in den Abend, während das Bühnenbild diese Funktion leider nicht übernahm.

Die Bühne wurde in keinem der vier Akte wesentlich verändert, so war im ersten Akt ein Raum in der Kaserne von Sevilla dargestellt und dieser behielt diese Funktion. Später im dritten Akt wurde dann einmal die hintere Wand freigeräumt, sodass Platz für eine Berglandschaft geschaffen war. Diese konnte das Bühnenbild zwar für den Moment aufbessern, doch warf man einen Blick auf die restliche Bühne, sah man noch immer die Spinde der Kaserne und eine Treppe, die ins Nirgendwo zu führen schien.

Generell wurde nicht einmal in der Pause eine Veränderung vorgenommen. Natürlich lässt sich sagen, dass im „Blauen Dom“ nicht viel Platz für ein großes Bühnenbild ist, jedoch hätten in der Pause zumindest die Spinde und andere Requisiten weggeräumt werden können.

Die Kostüme von Bettina Walter entsprachen absichtlich nicht den Stereotypen des spanischen Sevilla, da der neue Stil der Oper eher auf moderne Inszenierung setzt. Die Idee an sich ist recht gut, jedoch in Kombination mit Bühnenbild und Akustik kann die instrumentale Stimme alleine nicht das typisch spanische Flair aufrecht erhalten.

Samuel Youn, der mit Stimme und Schauspielkunst zwar immer noch eine starke Figur machte, konnte aber wegen seines schlichten Kostüms nicht die vollen Möglichkeiten eines temperamentvollen spanischen Stierkämpfers ausschöpfen. Daher wäre es vermutlich besser gewesen, die Oper „Carmen“ vorerst ein auf Stereotypen basiertes Werk bleiben zu lassen und erst wieder in besserer Umgebung, wie der echten Kölner Oper, eine moderne Auflage zu präsentieren.

Für eine Schulklasse ist der Opernbesuch garantiert wertvoll gewesen, da das im Unterricht Besprochene nun auch einmal live miterlebt und eingeprägt werden konnte. Für erfahrene Opernbesucher bleibt es allerdings eine Geschmackssache, ob die Oper am Dom Zeit und Geld wert waren. Vorausschauend sind sich aber, denke ich, alle einig, dass man sich schon auf die Wiedereröffnung der Kölner Oper im November 2015 freut und dort vielleicht auch noch einmal Carmen in echtem spanischem Temperament und von schallender Musik begleitet erleben darf.

Justinian Bartz, Q1