Bobeth Nzinga ist START-Stipendiatin: "Ein wunderschönes Gefühl"

Bobeth (r.) erhält von der Landeskoordinatorin Martina Hackländer (l.) die Urkunde für das START-Stipendiat
08.11.10 - Es war ein ganz normaler Schultag. Ich hatte gerade fünf Minuten-Pause und danach Englischunterricht bei Herrn Disselbeck. Bis dahin eigentlich nichts Besonderes.
Herr Disselbeck kam herein und sagte nach der Begrüßung, er wolle mit mir nach der Stunde sprechen, und es wäre auch nicht so schlimm. Ich habe mir eigentlich während des Unterrichts keine Gedanken gemacht. Nach dem Unterricht war es soweit. Herr Disselbeck hatte mich erst gefragt, was ich für einen Notendurchschnitt hätte. Danach zeigte er mir einen Flyer, der die Überschrift „START Stiftung“ hatte und er erklärte mir, dass es sich um einen Wettbewerb handelt für ein Stipendium für Kinder mit Migrationshintergrund. Da ich aus dem Kongo komme und somit einen Migrationshintergrund besitze, hatten Herr Disselbeck und Herr Knippertz , der an unserer Schule die Begabungsförderung koordiniert, sofort an mich gedacht.
Anschließend habe ich eine zweiseitige Bewerbung geschrieben, und sowohl Herr Knippertz als auch Herr Disselbeck haben sich meine Bewerbung angeschaut und mich dabei sehr unterstützt. Als ich die Bewerbung Mitte April eingereicht habe, habe ich gar nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt zum Bewerbungsgespräch eingeladen werde. Ich hab mir damals gedacht „Probier's mal. Du kannst sowieso nichts verlieren.“ Aber, dass ich es soweit schaffe, hätte ich niemals gedacht, und ich hätte es mir auch niemals erträumt.
Nach ungefähr einem Monat bekam ich die Antwort per Post. Und ich habe mich sehr gefreut, eine Einladung zum Bewerbungsgespräch zu erhalten. Irgendwann im Mai oder Juni hatte ich mein Bewerbungsgespräch in Wuppertal. Das Bewerbungsgespräch fand in einem Gebäude der Feuerwehrwache statt. Ich wurde von meinem jetzigen Landeskoordinator Ulrich Schultze abgeholt. Er schien mir sehr sympathisch. Er brachte mich in einem Raum, wo acht weitere Personen saßen. Als erstes haben sich die acht Personen vorgestellt und anschließend sollte ich nochmals mein Lebensweg schildern. Danach wurden mir Fragen zur Politik gestellt, und es wurde getestet, ob ich mich intensiv mit den Aufgaben und Themen der START-Stiftung auseinandergesetzt habe.
Das Gespräch hat ungefähr eine halbe Stunde gedauert. Ich hatte ehrlich gesagt überhaupt kein gutes Gefühl, ich weiß nicht warum. Eine Woche nach dem Bewerbungsgespräch bekam ich die Antwort, dass ich beim Bewerbungsgespräch überzeugt habe und nun eine START-Stipendiatin bin. Es war ein Samstag und ich saß im Auto. Mein Papa kam mit Freudentränen zu mir und umarmte mich und schrie herum, wie ein Verrückter und ich wusste in dem Moment gar nicht, was mit ihm los war. Ich bat ihn, sich zu beruhigen und er gab mir nur den dicken Brief und sagte mit Tränen in den Augen: „Wir haben es geschafft!!!“ Ich las den Brief mit Anspannung und hatte danach auch Tränen in den Augen. Es war ein wunderschönes Gefühl, denn ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. An dem Montag habe ich es dann natürlich sofort Herrn Disselbeck und Herrn Knippertz erzählt. Es macht mich glücklich, es so weit geschafft zu haben. Wer hätte das wohl gedacht?!
Aufnahmefeier in Düsseldorf
Am 4. Oktober war es dann so weit: Ich wurde offiziell eine START-Stipendiatin!
Die Aufnahmefeier der neuen Stepis fand in Düsseldorf statt. Jeder Stipendiat erhielt eine Urkunde und ein kleines Geschenk und durfte der Ministerin für Schule und Weiterbildung die Hand schütteln.
Wir wurden einzeln vor einem großen Publikum vorgestellt, es gab einige Reden und künstlerische Beiträge, eine kurze Podiumsdiskussion und schließlich wurden von uns Porträtbilder geschossen. Somit wurden wir offiziell START-Stipendiaten und gehören von nun an zu der Stiftung. Meine Eltern, mein Cousin und Herr Knippertz waren zu meiner Unterstützung da. Nach dem offiziellen Teil haben wir alle gemeinsam gegessen und uns unterhalten.
Ich habe den Abend sehr genossen und ich habe mich sehr gefreut, die anderen Stipendiaten wieder zu sehen. Wir haben außerdem durch eine alte Stipendiatin mehr Einblicke bekommen, welche Vorteile wir durch die Förderung haben. Es war ein wunderschöner Abend, und jetzt erst kann ich es fassen, dass ich es geschafft habe und nun offiziell eine START-Stipendiatin bin! Beim nächsten mal berichte ich dann von meinem ersten Bildungsseminar im Rahmen des Stipendiums.
Bobeth Nzinga
Hintergrund: START-NRW -
Schülerstipendienprogramm für begabte Zuwanderer in NRW
Für besonders talentierte Kinder aus Migrantenfamilien bietet die gemeinnützige Hertie-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Schulministerium ein Schülerstipendium an.
Die Förderung umfasst finanzielle Unterstützung, z.B. in Form eines monatlichen Bildungsgeldes, das auf ein gesondertes Konto überwiesen wird. Damit können Ausbildungskosten wie Lernmaterial und Förderunterricht bezahlt werden. Um die Vernetzung mit der Hertie-Stiftung und den Stipendiaten untereinander sicherzustellen, können für eine PC-Grundausstattung mit Internetanschluss einmalig und zweckgebunden ebenfalls finanzielle Mittel beantragt werden.
Weitere Gelder können z.B. für Computer- oder Sprachkurse, Betreuung durch Lehramtsanwärter oder Studenten, Fortbildungskurse, Auslandaufenthalte, Fahrtkosten, usw. beantragt werden. In Ausnahmefällen kann eine weitere Unterstützung für z.B. Mietzahlungen und Beihilfe zum Lebensunterhalt gewährt werden, wenn die Jugendlichen nicht bei ihren Eltern wohnen können.
START bietet neben den finanziellen Hilfen ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm. Dazu gehören in erster Linie die START-Bildunsseminare sowie Exkursionen, Beratungsangebote, Jahrestreffen und vieles mehr.
Die Teilnehmer verpflichten sich im Gegenzug zu einem halbjährlichen Bericht (inklusive Zeugnisse), dem schriftlichen Nachweis über die Verwendung der Gelder, zur Teilnahme an Wochenendseminaren und Jahrestreffen sowie zum allgemeinen Engagement bei den sonstigen Stiftungsaktivitäten.