EMG-Fünftklässler starten mit offenem Konzept in die Zweisprachigkeit

Flexibel im bilingualen Ganztag

Sina aus der Klasse 5a hat mit der Entscheidung zum englisch-sprachigen Abitur noch fast zwei Jahre Zeit

Sina aus der Klasse 5a hat mit der Entscheidung zum englisch-sprachigen Abitur noch fast zwei Jahre Zeit

11.11.2013 - Ganze drei Tage hat es gedauert, bis Sina in der 5a neue Freundschaften geschlossen hatte. Sie findet ihre Klasse an der neuen Schule toll, zumal sie beim Übergang von der Geschwister-Scholl-Schule aufs Ernst-Mach-Gymnasium von vielen ihrer Freundinnen begleitet wurde. Der Unterricht macht ihr Spaß, sie ist in der Bonnstraße angekommen. Obwohl Sina und ihre Mitschüler sich dessen kaum bewusst sein dürften, sind sie etwas Besonderes: Die 140 Jungen und Mädchen der Stufe 5 haben erstmals die Chance, am EMG ein bilinguales Abitur mit englischsprachigem Schwerpunkt zu erwerben.

Dass die Fünftklässler von dieser Umstellung noch nicht allzu viel spüren, ist ganz im Sinne der Verantwortlichen. Eine Entscheidung für oder gegen das zweisprachige Abitur fällt anders als an anderen bilingualen Schulen erst zu Beginn der siebten Klasse. Der Unterschied zu allen anderen Fünftklässlern vergangener Generationen besteht zunächst lediglich darin, dass der Englischunterricht in sechs statt den bislang üblichen fünf Wochenstunden erteilt wird.

„Das Konzept überzeugt mich, weil es offen ist. Die Kinder sind in der Grundschule doch eher spielerisch mit der englischen Sprache konfrontiert worden. Für eine vernünftige Entscheidung fehlt zum jetzigen Zeitpunkt noch die Basis“, sagt Sinas Mutter Mirjam Schmitz. Tochter und Mutter sind aber froh, die bilinguale Option zu haben. „Ich mag Englisch total gerne und kann mir gut vorstellen, das zweisprachige Abitur zu machen. Jetzt möchte ich aber erst einmal schauen, wie mir der Sprachunterricht hier gefällt“, sagt Sina.

Sollten die Würfel in zwei Jahren tatsächlich zu Gunsten des englischsprachigen Bildungsganges fallen, müsste Sina auf ihrem Weg zum Abitur ab der Klasse 7 durchgängig zusätzliche bilinguale Kurse in einem oder mehreren sog. Sachfächern wie z.B. Erdkunde belegen. „Die bilingualen Angebote stehen aber allen Schülerinnen und Schülern offen, nicht nur denjenigen, die sich für das zweisprachige Abitur entscheiden“, betont Schulleiterin Gabriele Hüntemann.

Deutlich größeren Einfluss auf den Schulalltag der frisch eingeschulten EMGler hat zurzeit noch die zweite wichtige Neuerung in der Bonnstraße: Als erster Jahrgang wird die Stufe 5 im gebundenen Ganztag unterrichtet. Mindestens drei Nachmittage verbringen die Kinder an der Schule, klassischer Unterricht wird jedoch nur am Montagnachmittag erteilt. Donnertags werden im Rahmen der Lernzeit hauptsächlich Aufgabe zur fachlichen Vertiefung bearbeitet, während am Mittwochnachmittag die Kopfarbeit zu Gunsten kultureller Bildung in den Hintergrund rückt.

„Mittwochs in der Kulturzeit sollen die Kinder viel freier agieren können. Unser Angebot mit Musik, Theater und Zirkus zielt auf die gemeinsame Entwicklung von öffentlichen Aufführungen – und zwar von der Planung über die Gestaltung bis zum Auftritt“, erklärt Gabriele Hüntemann. Im nächsten Schuljahr werden naturwissenschaftlich-technische oder sportliche Projekte hinzukommen, so dass ein vielfältigeres Angebot entsteht.

Sina ist am Mittwochnachmittag nicht in der Schule. Sie macht von der Möglichkeit Gebrauch, sich von der Kulturzeit befreien zu lassen, um Freiraum für ihren Querflötenunterricht zu haben. „Wir finden es natürlich ein bisschen schade, dass sie mittwochs nicht bei uns ist. Die Regelung ist aber wichtig, damit die Jungen und Mädchen ihren Hobbys nachgehen können, ohne ihre Freizeit vollständig opfern zu müssen. Zumindest wenn es sich bei diesen Hobbys nachweislich um Bildungs- oder Sportangebote handelt“, erläutert Hüntemann.

Auch damit ist Mirjam Schmitz zufrieden. „Für mich als Berufstätige ist die Ganztagsbetreuung eine Erleichterung, für Sina ist die Umstellung manchmal noch ganz schön anstrengend. Ich bin mir aber sicher, dass sich alles in ein paar Wochen eingespielt haben wird“, sagt sie.

Darauf vertraut auch Schulleiterin Gabriele Hüntemann. Seien es die anfänglich mitunter beengten Verhältnisse in der Mensa oder die Unsicherheiten der Lehrkräfte bei der richtigen Bemessung der Hausaufgaben – „es wird sich Alles einspielen“. Für sie steht die Vorfreude auf die vielen Möglichkeiten der neuen bilingualen Ganztagsschule im Vordergrund. Die ersten Aufführungen aus den Kulturzeitprojekten sind bereits für das Endes dieses Jahres geplant, in anderer Hinsicht ist jedoch Geduld gefragt: Das erste englischsprachige Abitur wird erst 2021 vergeben.

Gregor Evers