Religionskurs veröffentlicht Beiträge zum Thema "Menschenwürdig Sterben"
Bewegendes Projekt offenbart neue Seiten
Der Religionskurs der Klassen 9b und 9d präsentiert das Buch mit den persönlichen Beiträgen der Schülerinnen und Schüler
01.07.2014 - Eigentlich hatte ich immer gedacht, Krankheit und Sterben wären viel zu traurige Themen, um darüber ausführlich in der Schule zu sprechen. Deshalb war ich auch zunächst skeptisch, als Frau Präder unserem Religionskurs (9b/9d) mitteilte, dass wir uns als Nächstes mit Tod und Trauer beschäftigen würden. Ich rechnete mit einer niedrigen Beteiligung, doch das genaue Gegenteil war der Fall: Obwohl – oder vielleicht gerade weil – jeder von uns schon mindestens einmal mit diesem ‚letzten Kapitel‘ des Lebens Erfahrungen gemacht und von jemandem Abschied genommen hatte, arbeitete der größte Teil von uns begeistert mit.
Wir diskutierten viel, lasen passende Texte und bearbeiteten Arbeitsblätter. Dabei tauschten wir uns viel über die unterschiedlichen Dinge aus, die wir in dieser Hinsicht schon erlebt haben, was wirklich spannend war. Besonders interessant fand ich jedoch die beiden Exkursionen, die wir zusätzlich zum normalen Unterricht machten: Einmal fuhren wir nach Efferen, wo uns im Bestattungshaus Krisinger alles über Beerdigungen beigebracht wurde. Noch bewegender war für die meisten von uns allerdings unser Besuch im Hospiz Erftaue. Dort sahen wir eine völlig neue Perspektive des Sterbens: Die bewusste Vorbereitung auf den nahenden Tod.
Als Frau Präder uns vorschlug, die Erfahrungen, die wir im Laufe der Unterrichtsreihe gesammelt hatten, einem schulübergreifenden Projekt beizusteuern, fanden wir diese Idee sofort gut. Und so stellte sie uns den Journalisten Gerd Felder vor, der sich dafür einsetzt, Schülern die Thematik Tod näherzubringen, indem er sie Artikel, Kurzgeschichten, Bilder und Ähnliches einschicken lässt und diese unter dem Titel „Bewusst leben – Menschenwürdig sterben“ zu einem Buch zusammenfasst.
Alleine oder in Kleingruppen begannen wir also die Arbeit an unseren Beiträgen. Einige von uns gaben sich dabei besondere Mühe. Zwei Mädchen zum Beispiel trafen sich noch einmal mit Herrn und Frau Krisinger, um ihnen Fragen zu ihrem Beruf zu stellen; zwei weitere fuhren ein zweites Mal ins Hospiz und führten dort ein Interview mit der Leiterin der Einrichtung.
Neben vielen eher klassischen Texten gab es auch einige unkonventionelle Beiträge. So schrieb zum Beispiel ein Junge aus unserem Kurs, der auch selber indische Wurzeln hat, über die Vorstellung vom Leben nach dem Tod im Hinduismus und ein Mädchen befasste sich für ihren Artikel mit der Gestaltung von Todesanzeigen.
Natürlich beteiligten sich nicht nur Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums an dem Projekt. Herr Felder sprach auch noch zahlreiche andere Schulen im Erftkreis an, von denen viele mitmachten. Trotzdem fand ich es beim ersten Lesen des Buches (jeder von uns bekam ein gebundenes Exemplar geschenkt) besonders berührend, die Texte von Leuten zu lesen, die ich persönlich kenne. Mehr als nur einmal war ich dabei überrascht. Gerade die teilweise sehr persönlichen Erfahrungsberichte offenbarten mir an manchen Mitschülern ganz neue Seiten, die ich gar nicht so vermutet hätte.
Auch wenn das jetzt ein bisschen komisch klingen mag, kann ich es nur empfehlen, sich auch schon in unserem Alter mit dem Tod zu befassen. Ich denke, dass dieses Thema für jeden von uns sehr wichtig ist und es auch schön sein kann, durch Gespräche im Unterricht zu entdecken, dass man gar nicht alleine ist, wenn man sich manchmal Sorgen diesbezüglich macht oder schon einmal tiefe Trauer empfunden hat.
Lena Wasser, 9d
